Die „Debit“-Mastercard der Erste Bank
Sie ist blau, hat den Chip an der gewohnten Stelle, sieht auf den zweiten Blick aber doch anders aus. Ab 8. April 2019 wird ihr Anblick in zunehmendem Maße häufiger – ab diesem Zeitpunkt ersetzt die Erste Bank alle abgelaufenen, defekten, verlorenen oder gestohlenen Bankomatkarten mit der neuen Debit Card. Auf Antrag wird eine derzeit gültige Bankomatkarte ebenfalls gegen die neue Variante ausgetauscht.
Das sollte dazu führen, dass noch in diesem Jahr rund 1-1,4 Mio. Bankomatkarten durch die neue Variante ersetzt werden; letztlich werden bis Ende 2020 rund 2,4 Millionen Karten das neue Logo sowie den Debit-Schriftzug tragen. Die Erste Bank macht – wie bei den „Wearables“ genannten Mikro-Karten, die eigentlich nur aus dem Chip bestehen – den Anfang. Wann weitere Bankinstitute nachziehen werden ist derzeit noch offen.
Was ist die Debit-Card?
Eine Debit-Karte ist eine vollwertige Bankomatkarte, für welche auf Kundenseite die gleichen Regeln, Codes, Limits und Konditionen wie bisher gelten. Es kann mit ihr Geld behoben, bargeldlos und auf Wunsch auch kontaktlos bezahlt werden (NFC). Die Belastung des Kontos erfolgt zeitgleich zum Kaufvorgang.
Dank neuer 16stelliger Kartennummer (die nun statt wie zuvor 19stellig auf der Rückseite vorne zu sehen ist) erlaubt sie allerdings auch die direkte Bezahlung im e-Commerce – die Kartennummer wird beim Bezahlvorgang wie eine schon bisher 16stellige Kreditkartennummer (z. B. Visa, Mastercard Kreditkarte, etc.) eingegeben. Die Debit-Card ist allerdings KEINE Kreditkarte!
Dazu ist die neue Karte auch mit kommenden EU-Richtlinien konform, was ihre Verwendung im Ausland erleichtern sollte. „Mastercard forciert zahlreiche Innovationen, führt neue Bezahlsysteme ein und setzt auf biometrische Authentifizierung, um die Sicherheitsstandards im Payment zu steigern.“, sagt der frischgebackene Mastercard-Geschäftsführer Christian Rau und ergänzt abschließend: „Tablets und Smartphones unterstützen diese Funktion zunehmend und sind genau wie die Debit Mastercard fähig, statt mit einem PIN oder einem TAC – einem Transaktionscode – per SMS, mit dem Fingerabdruck zu zahlen.“
Kartentypologie
Bankomatkarte. Mit ihr kann Geld behoben und bargeldlos bezahlt werden, das Geld wird am selben oder nächsten Tag vom Konto abgebucht.
Prinzip: Kauf jetzt, zahl jetzt.
Prepaidkarte. Zur Verfügung steht auf ihr nur, was zuvor vom eigentlichen Konto aufgebucht oder eingezahlt (z. B. Paysafecard) wurde.
Prinzip: Kauf jetzt, zahl vorher.
Kreditkarte. Mit ihr kann bezahlt oder (meist teurer) Geld abgehoben werden, nur sie erlaubte bisher die direkte Onlinezahlung. Belastungen der Kreditkarte werden zeitversetzt mit dem Girokonto verrechnet.
Prinzip: Kauf jetzt, zahl später.
Neue Kundenschichten
Rund 40 Prozent aller Kontoinhaber verfügen derzeit auch über eine Kreditkarte. Der mit 60 Prozent größere Bevölkerungsanteil musste sich mit Prepaid-Lösungen, der klassischen Überweisung oder geborgten Karten behelfen, um ebenfalls am digitalen Leben teilnehmen zu können. Ein kleiner, aber stabiler Teil der Kunden entscheidet sich bewusst gegen eine eigene Kreditkarte; ein größerer würde auch gar keine bekommen. All diese Menschen können dank Debit-Mastercard nun ebenfalls direkt am Onlinemarkt teilnehmen.
Erfahrungen aus Deutschland zeigen laut Christian Rau: „Die wenigsten Menschen geben ihre Kreditkarte zurück, wenn sie die Debit-Card bekommen. Sie schätzen den späteren Abbuchungstermin ihrer Kreditkarte und wollen diese Möglichkeit auch weiterhin behalten.“
Was ändert sich für den Handel?
Für den terrestrischen Händler ändert sich nichts: Die Abrechnungsmodalitäten entsprechen bisherigen Bankomatkarten – das Geld ist also sofort da.
Onlinehändler profitieren hingegen von einer weiteren Zahlungsmöglichkeit: Statt bei Überweisungen mehrere Tage auf den Geldeingang warten oder die Spesen von PayPal akzeptieren zu müssen können mit der Debit-Card auch Geschäftsvorgänge des e-Commerce direkt und mit sofortigem Zahlungseingang abgewickelt werden.