Preiserhöhung: wenig, aber doch
Den ersten Schritt machte Philip Morris: Man bewegte sich mit 1. April um 10 Cent über das gesamte Portfolio nach oben – allerdings nicht, ohne gleichzeitig eine neue 37-Stück-Großpackung seiner Nr.-2-Marke Chesterfield um einen Preis anzubieten, der dem Äquivalent von 4,86 Euro für eine 20-Stück-Packung entspricht. Das ist vom offiziellen WAP, dem gewichteten Durchschnittspreis mit seinen 5,146 Euro, schon ein schmerzhaftes Stück entfernt und betont die Wichtigkeit von Mindest- und Mindest-Mindesthandelsspanne für die Trafikanten erneut.
Die weiteren Schritte
Zwar war der überschaubare Preisschritt um 10 Cent angesichts der vor einem halben Jahr erfolgten Preiserhöhung um 20 Cent keine Überraschung und spiegelt sich auch in den Erhöhungen wider, welche weitere Anbieter etwa zum gleichen Zeitpunkt mit ihren neuen Preisen bei der Finanz ankündigten: MTabak, Pöschl und tobaccoland mit seinen griechischen Marken bewegten sich mit 1. April ebenfalls um diesen Betrag. Fünf Tage später folgte JTI mit dem gleichen Preisschritt.
Deutlich uneinheitlicher dann die für den 26. April angekündigten Preiserhöhungen von BAT und Imperial: British American Tobacco hebt fast das gesamte Zigarettensortiment um 10 Cent preislich an, reduziert aber gleichzeitig die Lucky Strike Authentic von 5,20 auf 5,10 Euro. Und Imperial Tobacco macht den 10-Cent-Schritt zwar mit Davidoff, Ernte23, Gauloises und Peter Stuyvesant, belässt aber seine Marken West und JPS auf dem bisherigen Preis. Speziell bei der mit fast 6 Prozent Marktanteil nicht eben bedeutungslosen JPS übt ein derartiger Schritt Druck auf das ohnehin preissensible Marktsegment aus.
Unmut beim Mitbewerb
Wer auf Spielchen verzichtet und durchwegs erhöht hatte, steht nun vor einem Problem: Mit Chesterfield und JPS dienen sich den preisbewussten Rauchern keine Niemands, sondern bekannte Marken zum Diskontpreis an.
Das setzt weiteren Marken potenziell zu. Von langjährigen Branchenkennern ist deshalb auch die Befürchtung zu hören, dass sich jene, die brav erhöht haben, sehr genau die Entwicklung ihrer Marktanteile ansehen werden: Zeigt deren Kurve innerhalb von sechs bis acht Wochen deutlich nach unten, so könnte es zu den bei Finanz wie Trafikanten gleichermaßen unbeliebten Preiskorrekturen nach unten kommen. BAT hat mit der Pall-Mall-Familie gleich gar nicht abgewartet und die ursprünglich geplante Preiserhöhung ausgesetzt.
Nischenmarken und kleine Anbieter lavieren ohnehin ständig zwischen einem Preis, der ihnen trotz Mindesthandelsspanne ein geschäftliches Überleben ermöglicht, und dem völligen Verschwinden aus der Gunst der rauchenden Kundschaft. Entsprechend vorsichtig werden Preisschritte bei ihnen gesetzt.
Droht ein Déja-vu?
Schon einige Jahre lang konnten sich die heimischen Trafikanten von Rauf-runter-Preisspielchen entwöhnen, die zu Zeiten von händisch am Regal verteilten Preisetiketten besonders lästig waren. Hoffen wir, dass die derzeit recht volatile Situation nicht zu einem Revival dieser Spiele führt. Schließlich fühlt sich nicht nur der Trafikant, sondern auch der Endkunde betrogen, wenn es nach einer vorherigen Preiserhöhung plötzlich wieder billiger geht.
Den vollständigen Artikel können Sie ab 23. April 2021 in der druckfrischen Printausgabe der Trafikantenzeitung nachlesen.