„Nebenartikelgeschäft und Cigarrenumsatz haben sich verdoppelt“
Gerhard Konlechner ist seit über 20 Jahren Trafikant. Ein ehemaliger Quereinsteiger, den seine frühere Tätigkeit als Verkaufsfahrer auf die Idee brachte, sich selbst um eine Trafik zu bemühen. Und so klein sein Geschäft auf der Heiligenstädter Straße in Wien früher war, so sehr schwingt doch auch Stolz mit, wenn er erzählt: „Ich hatte schon immer das volle Programm und sogar mehr Zeitschriften als heute – auch auf den 25 Quadratmetern im alten Verkaufsraum.“ Dann räumt er ein: „Aus Platzmangel standen halt teilweise zwei bis drei Produkte hintereinander im Regal – wir haben es gewusst, aber im Sinne einer Kundenpräsentation war das natürlich nicht gut. Die Einrichtung am alten Standort war toll gemacht und hat viel Stauraum geboten, aber das Geschäft selbst war einfach zu eng. Wenn da ein Kunde bei den Zeitschriften stand, war der Zugang zum Tresen schon fast blockiert.“
Als nun vor drei Jahren das Chinarestaurant im selben Häuserblock zusperrte, reifte die Idee, seine Trafik ein kleines, aber entscheidendes Stück zu verlegen. Das neue Ecklokal bietet nun 110 Quadratmeter, die sich auf 70 m2 Verkaufsraum, ein Büro und Lagerräume aufteilen, über die Konlechner selbst sagt „Da hätte meine ganze alte Trafik hineingepasst“. Den Entschluss erleichterte auch die Tatsache, dass der jüngere Sohn derzeit schon im Geschäft mitarbeitet und die Trafik einmal weiterführen möchte.
Das Pflichtenheft
Der Soll-Zustand war klar: „Wir wollten mehr Übersichtlichkeit und Platz haben – Raum zum Verweilen und Gustieren, der die Kunden einlädt, länger zu bleiben. Aber natürlich auch, um eine größere Zahl von Produkten unter den Augen der Konsumenten auszubreiten. Die großzügigen Lagerflächen im Hintergrund erlauben es zudem, den Verkaufsraum fast frei von Lagerplatz zu halten, was ebenfalls genutzt werden sollte. Dazu sollte das neue Geschäft klar strukturiert sein: mit Bereichen für Zeitschriften, Nebenartikel, Lotto sowie Sportwetten und dem Verkaufspult für die Zigaretten.“
Dann ging’s schnell
Der neue Mietvertrag wurde letztlich erst im Juli 2014 unterschrieben, seit Mitte September 2014 ist man schon am neuen Standort. Eigentlich verdammt wenig Zeit. „Wir haben alle Vorarbeiten selbst erledigt, also ausgemalt, Fliesen gelegt, Zwischendecken abgehängt und die Leitungen vorverkabelt“, erzählt Konlechner.
Für die Einrichtung und Beleuchtung beauftragte man Trup Design. „Das war eine Sympathie-Entscheidung, nachdem ich einige andere Anbieter kontaktiert hatte. Die waren teilweise gerade mal zehn Minuten da, haben ausgemessen und mir ohne weitere Absprache Plan und Kostenvoranschlag angeboten. Bei Trup hat die Chemie einfach gepasst“, schildert der Trafikant. „Und rund vier Wochen nach Auftragserteilung sind die Möbel gestanden und das Licht brannte.“
An die harmlos klingende Übersiedlung um 30 Meter denkt Gerhard Konlechner trotzdem nicht gerne zurück: „Das war ein wildes Wochenende! Wir hatten viel Hilfe, aber wenn jeder seinen Karton irgendwo hinstellt, schaut es mit der Übersicht danach ganz übel aus. Eben erst sind wir draufgekommen, dass iTunes-Karten wohl noch in einer Kiste sein dürften.“
Wie läuft’s?
„Unsere gesteckten Ziele haben wir definitiv erreicht: Der Umsatz bei den Nebenartikeln ist um gut 100 Prozent gestiegen. Vorher mussten die Leute nach Dingen fragen, die wir dann aus der Schublade geholt haben. Da verlässt dann der Kunde den Laden mit genau jener Sache, wegen der er auch gekommen ist. Jetzt kommt er mit dem Wunsch nach einem Feuerzeug und geht mit einem vor Ort entdeckten Cigarrenaschenbecher und einem neuen Cutter wieder – und das Feuerzeug hat er sowieso gekauft“, plaudert der stolze Hausherr über die Erfahrungen des ersten Monats.
„Bei den Cigarren ist es ähnlich. Wir hatten schon vorher zwei Klimaschränke für die Braunware, da haben sich die Kunden meist ein oder zwei Stück ausgesucht. Wenn wir sie jetzt in den neuen begehbaren Humidor begleiten, geht kaum einer mit weniger als fünf bis sechs Stück wieder raus, weil es einfach ein ganz anderes Einkaufserlebnis ist. So ganz nebenbei lagern wir nun auch Feinschnitt, Drehtabak und Zigarillos in Klimaschränken – auch das kommt natürlich gut an.“
Mut zu Neuem
Auf die auffällig auf Satelliten im Eingangsbereich platzierten E-Zigaretten und Liquids angesprochen, schüttelt der erfahrene Trafikant fast ungläubig den Kopf: „Der Oliver Strobl hat gemeint, das verkauft sich. Ich war ja skeptisch. Aber nun gehen die Sachen wie die warmen Semmeln. Wir müssen schon wieder nachbestellen.“
Apropos Gebäck: Das Nachbarlokal zur Trafik wird gerade hergerichtet, um ab November das Catering- und Partyservice-Business von Frau Konlechner zu beherbergen. Langeweile im Alltag der rührigen Familie dürfte damit noch länger ausgeschlossen sein …
Erstmalig erschienen im Oktober 2014