Pairing
Auf vertrautem Boden: Bourbon und Zigarre im Einklang
Es war schon einmal deutlich mehr“, beklagen die Bauern entlang des „Six Mile Creek“. Früher standen die Mais- und Tabak-Kulturen Seite an Seite, heute hat eher Soja den Kentucky-Tabak verdrängt. Der Mais hingegen, hier „corn“ genannt, beflügelt eine Destillationskultur, die in den letzten Jahren einen starken Aufschwung genießt. 51% der Maische („mash bill“) muss das „corn“ mindestens ausmachen, um einen Bourbon zu erzeugen. Der muss keineswegs aus Kentucky stammen, doch 90% der amerikanischen Produktion tun es. Für den Zigarrenfreund ist es dabei wesentlich, welche „flavour grains” den süßen Mais-Kern begleiten. Weizen (wheat) und Roggen (rye) sind die wichtigsten Möglichkeiten. Ein hoher Anteil an Rye ergibt tendenziell einen würzigeren Whiskey. Ein „wheated Bourbon“ wiederum steht eher für ein weiches Geschmacksbild – wie es z. B. „Makers Mark“ repräsentiert.
Dass Zigarre und Bourbon zusammen generell passen, ist in Kentucky keine Frage. Der Liquor Store in der Whiskey-Hauptstadt Louisville z. B. verkauft ganz selbstverständlich auch Zigarren, für die Bourbon-Marken „Buffalo Trace“ und „Pappy Van Winkle” gibt es sogar eigens zum jeweiligen Whiskey komponierte Formate. Neben der räumlichen Nähe der beiden landwirtschaftlichen Nutzpflanzen spricht nämlich auch das Aromen-Profil eines Bourbons für seine Eignung als Zigarren-Freund: Vanille, brauner Zucker, Karamell, Holz und Kirsche gelten als klassische Noten.
Sehr gut! Sensorische Überlappung
Ein weiterer Parameter, an denen man seinen Genussmoment mit Bourbon ausrichten sollte, lautet: Je leichter im Alkohol und süßer ein US-Whiskey ist, desto mehr schmeichelt er einer Zigarre. Wird es allerdings intensiver bei der Rauchware, sollte dann auch der Whiskey kräftiger werden. 50% oder „100 proof“ sind dabei keine Ausnahme, allerdings lässt sich auch ein solcher Kraftlackel durchaus zähmen, wenn er die Zigarre doch geschmacklich übertrumpfen sollte: Der „Old Fashioned“ eignet sich als Cocktail perfekt dazu. Ein Stück Zucker süßt den Bourbon, während die Würze – z. B. einer reinen Nicaragua-Zigarre – vom verwendeten Cocktailbitter komplementiert wird.
Für dunkle Deckblätter und kräftige Habanos darf es durchaus auch eine weltpolitisch heikle Kombi sein. Ein „high Rye“-Bourbon zu mittleren kubanischen Formaten (Montecristo „Open“, Trinidad „Media Luna“ oder H. Upmanns „Half Corona“) gehört zu den würzigen Gaumenkitzeln, die man einmal mit Whiskey probieren sollte! Als Partner dafür kämen hierzulande z. B. Bulleit „10 years“, Heaven‘s Doors „Tennessee Straight Bourbon“ oder Jack Daniel’s „Bonded“ in Frage. Letzterer darf sich zwar nicht Bourbon nennen, weil er eine spezielle Filtration („charcoal mellowing“) aufweist, doch ist diese kräftige (50% vol.) Version ein Preis-Leistungstipp für Aficionados.
Roggen als „Freund“ der Maduro
Generell sollte man sich abseits der Rauch-Schwergewichte aber an die Standard-Abfüllungen halten, die ohnedies bis zu 46% vol. aufweisen. Über „100 proof“ respektive 50% vol. wird es für Einsteiger schnell zu fordernd. Zumal man im Bourbon-Land auch gerne Fass-Stärken um die 60% vol. abliefert. Diese sind für die meisten Connecticut-Wrapper aber viel zu dominant im Ausdruck. Und schließlich gibt es ja noch die zweite wichtige US-Kategorie der „Rye Whiskeys“, bei denen es nun 51% oder mehr Roggen in der Maische sein muss. Dieser schokoladig-nussige Typus prunkt mit Kräuter-Noten, was für cremige Zigarren mittlerer Intensität – etwa Kamerun-Deckblätter, wie sie „Meerapfel“ verwendet – bestens passt. Auch Vitolas aus der Dominikanischen Republik, vor allem mit lange gereiftem Tabak, kämen in Frage. Oder eine schöne Maduro wie Rocky Patels „The Edge“.
Doch in der Regel sollte der Griff zu einem Bourbon die nötigen Karamellnote liefern, die von Zigarillos bis zur Corona den Genuss erhöht. Sollten Sie Stammkunden haben, die Vanille-Noten im Rauch (bis hin zum aromatisierten Zigarillo) mögen, dann werden sie hier ein perfektes „Match“ mit sanften US-Whiskeys finden.
Die neue Entwicklung in den USA
Gänzlich neue Geschmacksbilder liefert hingegen eine Kategorie, die in Europa noch kaum erhältlich ist, in den USA aber viele Brennereien zu Experimenten veranlasst: Single Malt nach europäischem Vorbild. Dabei muss es nicht immer nur Gerste sein, vor allem aber ist der Brenner bei der Wahl der Fässer freier als beim Bourbon bzw. Rye. Hier wird es schwieriger, eine einheitliche Empfehlung für Zigarrenfreunde auszusprechen. Einheimische Hölzer wie Mesquite, das für die Räucherung des Malzes bei „Colkegan“ oder „Del Bac“ verwendet wird, oder Garryana-Fässer statt Eiche (z. B. bei „Westland“), erweitern die Whisky-Welt. Hier gilt einfach das Prinzip „Versuch und (hoffentlich kein) Irrtum!