Die Wissenschaft rund um Nikotinpouches
Vorkommen von Schadstoffen
Untersucht wurden Zellschädlichkeit, Mutationsauslösung sowie die Schädlichkeit für Erbinformationen. Im ersten Fall war in Zellversuchen eine gegenüber Zigaretten-Kondensat um mehr als 99 Prozent reduzierte Zytotoxizität zu beobachten, im Hinblick auf die beiden anderen Faktoren hatten die Pouches keinen beobachtbaren Effekt.
Hautreizungen oder allergische Reaktionen konnten nicht beobachtet werden. Auch die allgemeine Verträglichkeit der Nikotinpouches ist hoch – abgesehen von Schluckauf, der bei oralen Nikotinprodukten häufiger auftreten kann, wurden keine Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten festgestellt.
Nikotinaufnahme & Konsum
Verglichen wurden 24 erwachsene Verwender von Tabakzigaretten sowie oralen Nikotinprodukte. Pouches setzen das Nikotin langsamer frei, zudem wird dieses offenbar ausschließlich über die Blutgefäße der Mundschleimhaut und nicht (wie man meinen könnte durch Verschlucken) über den Verdauungstrakt aufgenommen. Durch die langsamere und auch in ihren Spitzenwerten geringere Nikotinanflutung ist vom Pouch-Konsum ein geringeres Missbrauchspotenzial im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten zu erwarten.
Risikowahrnehmung der Konsumenten
250 erwachsene Raucher und Nikotinkonsumenten aus allen Bildungsschichten schätzten Nikotinpouches nicht als risikofrei ein, weil sie ja Nikotin enthalten. Die Pouches wurden jedoch von den britischen Probanden als potenziell weniger gesundheitsschädlich als Zigaretten wahrgenommen.
Dazu eine Anmerkung: In Deutschland (und Österreich) mit seiner gänzlich anderen politischen und gesellschaftlichen Sicht auf Nikotin kommen Befragungen oft zum gegenteiligen Ergebnis – Raucher schätzen rauchlose Nikotinprodukte fälschlicherweise häufig als mindestens ebenso schädlich wie Zigaretten ein.
„Einstiegsdroge“ Pouch?
Interesse am Ausprobieren von Nikotinpouches kam in einer Studie mit 1.532 Teilnehmern nahezu ausschließlich von Rauchern und kaum von ehemaligen Rauchern oder Nichtrauchern. Speziell unter den 18- bis 24-jährigen Nichtrauchern bekundeten lediglich zwei bis drei Prozent Neugier – die Nikotinpouches sind also auch nicht der gern befürchtete Beginn einer Raucherkarriere (Gateway-Hypothese).
Gründe für den Konsum
Dazu passen die erhobenen Gründe, Nikotinpouches verwenden zu wollen: Mit 42 Prozent ist der Hauptgrund die geringere Schädlichkeit als herkömmliche Zigaretten. Weitere 29 Prozent versprechen sich durch Pouches eine Hilfe dabei, mit dem Rauchen aufzuhören, und 24 % wollen dank der Emissionsfreiheit dieser Produkte ihre Umgebung weniger im Zuge des Konsums belasten. Für jeden Siebenten sind die Nikotinsäckchen eine Möglichkeit, in Bereichen mit Rauchverbot seine Sucht zu befriedigen.
Den vollständigen Artikel können Sie ab 22. April in der druckfrischen Printausgabe der Trafikantenzeitung nachlesen.
Die verwendeten Studien
O’Leary, R., & Polosa, R. (2020). Tobacco harm reduction in the 21st century. Drugs and Alcohol Today, ahead-of-print. doi: 10.1108/DAT-02-2020-0007
Lunell, E., Fagerström, K., Hughes, J., & Pendrill, R. (2020). Pharmacokinetic Comparison of a Novel Non-tobacco-Based Nicotine Pouch (ZYN) With Conventional, Tobacco-Based Swedish Snus and American Moist Snuff. Nicotine & Tobacco Research. doi: 10.1093/ntr/ntaa068
O’Connell G, Pritchard JD, Prue C, Thompson J, Verron T, Graff D, Walele T. A randomised, open-label, cross-over clinical study to evaluate the pharmacokinetic profiles of cigarettes and e-cigarettes with nicotine salt formulations in US adult smokers. Intern Emerg Med. 2019 Sep; 14(6): 853-861. doi: 10.1007/s11739-019-02025-3. Epub 2019 Feb 2. PMID: 30712148; PMCID: PMC6722145.
Dautzenberg B, Nides M, Kienzler JL, Callens A. Pharmacokinetics, safety and efficacy from randomized controlled trials of 1 and 2 mg nicotine bitartrate lozenges (Nicotinell). BMC Clin Pharmacol. 2007 Oct 8; 7:11. doi: 10.1186/1472-6904-7-11. PMID: 17922899; PMCID: PMC2194660.