Österreich

Vulkanland statt Karibik: Die Ostarrichi Zigarre

Tabak
14.11.2023

Als erster Betrieb in der österreichischen Geschichte erhielt der Weinhof Rauch die Genehmigung, um vom Tabak-Anbau über die Veredelung bis zur fertigen Zigarre alles selbst machen zu dürfen.
Ostarrichi

Es ist so eine Sache mit dem Tabakanbau in Österreich, erst recht mit dem gewerblichen. Die besondere Gesetzeslage respektive das Tabakmonopol lassen hier wenig bis gar keinen Spielraum. Aber es ist nicht unmöglich, wie Johannes Rauch, mit jahrelangem Ehrgeiz, Geduld un viel Leidenschaft beweist. Wir haben uns mit dem steirischen Zigarrenhersteller – der eigentlich vom Weinbau kommt – unterhalten, wie man von der Tabak-Grauzone in den offiziellen Handel gelangt.    

Ostarrichi
In der Nähe von St. Peter am Ottersbach im steirischen Vulkanland werden jedes Jahr 5.000 Tabakpflanzen der Sorten Korso und Havanna von Hand gesetzt und sorgsam gepflegt.   

Quereinstieg

Eines gibt das andere. Ein Weinhof mitten im steirischen Vulkanland, da ist es zum Obstbrand nicht weit. Und wenn man schon prämierte Edelbrände im Portfolio hat, passt ja eigentlich eine gute Zigarre ideal dazu. Bei der Gelegenheit entsann sich Johannes Rauch wieder dem bis 1980 betriebenen Tabakanbau seines Großvaters und setzte sich in den Kopf, die Zigarren selbst zu fertigen. Unzählige Seiten Fachliteratur und zahlreiche Versuche mit eigenen Tabakpflanzen später nahm das Projekt Formen an. Obwohl: „Da bewegt man sich am Anfang schon ein wenig im rechtlichen Graubereich, denn privater Tabakanbau ist ja in Österreich nicht gestattet. Es sei denn für Eigenbedarf, aber das ist natürlich auch schwer einzugrenzen“, räumt Johannes Rauch ein.

Von der Idee bis zur Marktreife, vor allem aber für die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen, vergingen ein paar Jahre. Saatgut in Deutschland bestellen, Jungpflanzen ziehen, experimentieren. Daneben die Behördenarbeit: Monopolverwaltung, Zoll, Finanzamt, alle müssen entsprechend eingebunden werden, wenn man einen so genannten „Herstellungsbetrieb für Tabakwaren“ gründet – eine Landwirtschaft zu sein, reicht da nicht aus. Und ein entsprechender Gewerbeschein für Großhandel musste auch her, denn wie sonst soll man Trafiken beliefern? Ironie am Rande: von den rund 5.000 Zigarren, die am Weinhof Rauch jährlich erzeugt werden, dürfen sie keine einzige selbst verkaufen, denn sie haben ja keine Trafiklizenz...  

Ostarrichi
Johannes Rauch ist stolz auf seinen 100% österreichischen Tabakgenuss.

Was lange währt...

Nach Jahren mit Formularen und weiteren Versuchen läuft nun die ganze Zigarren-Struktur einwandfrei. Die Setzlinge für zwei Sorten Tabak (Korso und Havanna) werden mittlerweile von einer Gärtnerei im Ort gezogen, der Anbau und die Ernte von den rund 5.000 Pflanzen pro Jahr erfolgt händisch, teilweise mit zusätzlichen Arbeitskräften. Trocknung, Fermentierung und Lagerung passiert am Hof, die verantwortungsvolle Aufgabe des Rollens von rund 100 Stück pro Woche übernehmen Mutter Rauch und zwei Tanten. Apropos rollen: beim Format hat man sich für eine etwas dickere Doppelcorona mit einem Ringmaß von 56 entschieden. Das sorgt für angenehm milden, kühlen Rauch. Bei der Produktion anfallende Tabakreste werden zu Pfeifentabak und seit kurzem auch zu Zigarillos mit gleicher Mischung verarbeitet.

Aufgrund der stabilen Nachfrage nach Ostarrichi-Tabakwaren plant Johannes Rauch auch schon den nächsten Schritt: als Erweiterung der jetzigen Produktionsstätte soll eine echte Tabakmanufaktur entstehen. Und geschäftstüchtig wie er ist, hat Rauch am Ende des Gesprächs noch eine Bitte an mich: „Wenn Sie den Artikel schreiben, erwähnen Sie doch bitte auch, dass es unseren prämierten Zigarrenbrand passend zu Ostarrichi auch als 5cl Kleinspirituose gibt.“ Bitte sehr, gerne!

www.weinhof-rauch.at/tabak/