Sicherheit für die Trafik und die TrafikantInnen

Trafik
17.09.2021

 
Welche Sicherheitssysteme sind Mindeststandard und was ist optional?  Was kostet eine zeitgemäße Anlage? Die folgende Übersicht basiert auf einem Interview mit Tom Urbanek von Taurus Sicherheitstechnik.
Eine Videoüberwachung mit richtig platzierten Kameras liefert Bilder von Räubern, Automaten-Vandalen, Trickbetrügern aber auch diebischen Angestellten für die Beweissicherung.

Was gehört zum großen Thema „Sicherheit“?

Der Schutz von Personen und Sachwerten umfasst die Themen Einbruch, Diebstahl, Betrug (Wechselgeld) und Raub. Feuer und Umwelteinflüsse wie Wasser (auch zu hohe Luftfeuchtigkeit) können auch noch dazukommen, was speziell bei stand-alone-Trafiken wie einem Kiosk sinnvoll ist. Hier können Rauch- oder Feuchtemelder in die Alarmanlage eingebunden werden.

Ein gutes Security System sichert die „Außenhaut“ des Gebäudes – bei Fenstern und Türen mit Glasbruchmeldern (akustische oder Vibrationsmelder) - und das Innere mit Bewegungsmeldern.

Gegen Einbruch außerhalb der Geschäftszeiten und auch gegen Raub helfen Schutznebelsysteme. Bei einem Überfall durch einen bewaffneten Täter sollte für den Trafikanten aber die Möglichkeit zur Flucht über einen Hintereingang bzw. –ausgang vorhanden sein, sonst kann es gefährlich werden. 

Gegen Diebstahl während der Geschäftszeiten, Trickbetrug und Vandalismus an Fassaden und Automaten helfen Videosysteme, die im Anlassfall sehr gute und brauchbare Bilder für die Polizei liefern. Gegen Trickbetrüger und eigene Angestellte mit langen Fingern muss aber auch der Kassenbereich videoüberwacht werden. Hier kann die jeweilige Maske des Kassensystems eingeblendet werden, womit sich bspw. alle Stornovorgänge eines Tages finden und über den Zeitstempel des Videos ansehen lassen.

Jenseits der essenziellen Funktionen kann man zu einem späteren Zeitpunkt Zusatzfunktionen wie ein Schutznebelsystem, einen Tresor für Wechselgeld und Tageslosung oder eine elektronische Zutrittskontrolle nachrüsten. Letztere ist speziell bei größeren Geschäften mit mehreren Angestellten sinnvoll, um die Frage nach dem Schlüssel zu entschärfen und nachvollziehen zu können, wer wann wie lange in der Trafik war. Ein Zutrittssystem betrifft sowohl Sicherheits-, als auch Verwaltungsthemen.

Der Minimumstandard für jedes Geschäft

Ein kleines Alarmsystem aus Alarmanlage und Kamera ist das Minimum – ein Sensor für die Eingangstür und ein Kamerablickwinkel für den Innenraum im Fall einer richtig kleinen Trafik mit wenigen Quadratmetern. Sobald das Geschäft aber ein wenig größer ist sollten unterschiedliche Blickwinkel der Videoüberwachung vorhanden sein, damit ein etwaiger Krimineller nicht durch simples Wegdrehen seine Identität verschleiern kann.

Die häufigsten Fehler bei Errichtung & Betrieb

Oft werden Anlagen nicht normgerecht oder nicht nach den Vorgaben der Versicherung (z. B. „Gewerbestandard hoch“) errichtet. Das böse Erwachen kommt im Schadensfall, wenn die Versicherung nicht bezahlt, weil ihre Vorgaben nicht eingehalten wurden. Es ist zu empfehlen, bei Abschluss der Versicherung die Konditionen gezielt auszuverhandeln: Wenn die Versicherung zum Beispiel „Gewerbestandard niedrig“ bei der Sicherheitstechnik akzeptiert lässt sich viel Geld sparen, weil man dann teilweise Funk- statt verpflichtender Kabellösungen einsetzen kann, was die Errichtung billiger macht.

Der schlimmste Fehler bei der Wartung ist, keine Wartung durchzuführen. Zudem weist ein Wartungsprotokoll auch der Versicherung im Schadensfall nach, dass die Anlage einsatzfähig war.

Das kostet Sicherheitstechnik für die Trafik

Eine Alarmanlage beginnt bei 2-2.500 Euro aufwärts. Das kostet eine einfache Videoüberwachung auch. Schutznebel ist ab rund 1.300 Euro zu haben, Zutrittssysteme für nur eine Türe fangen bei 7-800 Euro an. Und ein vernünftiger Tresor ist ab 900 Euro zu haben. Die genannten Preise sind Nettopreise inklusive Montage, wo diese erforderlich ist.

Ein typisches Gesamtsystem für eine 40 m2-Trafik mit zwei Kassenplätzen aus Alarmanlage, Videoüberwachung und Schutznebel kommt auf zirka 6.000 Euro.

Diese Kosten können durch niedrigere Versicherungsprämien innerhalb weniger Jahre amortisiert werden.

Do´s und don´ts der Videoüberwachung

Ganz wichtig ist die Kennzeichnungspflicht. Dafür reicht ein Aufkleber oder ein Schild am Eingang, das den Kunden über die Aufzeichnung informiert. In der Trafik darf man Bereiche wie Zugänge zu Toiletten und die Toiletten selbst nicht per Video überwachen. Wenn ein solcher Bereich in den notwendigen Kamerawinkel fällt kann man diesen durch „private masking“ schwärzen oder ausblenden.

Dazu kommen öffentliche Bereiche wie bei der Automatenüberwachung, wo darauf zu achten ist, möglichst wenig vom öffentlichen Bereich wie Gehsteig, Straße etc. im Bild zu haben.

Alarmierung bei Raub und Einbruch

Eine Alarmleitung zur Polizei ist für Trafiken definitiv sinnvoll. Bei Gefahr sollte es auch an jedem Kassaplatz möglich sein, per Überfalltaster einen stillen Alarm auslösen zu können, der die Exekutive alarmiert.

Auch die Alarmanlage kann an die Polizei oder einen Wachdienst angebunden werden, womit Einbrüche schon im Frühstadium gestört werden können. Wachdienste rufen aber meist zuerst den Geschäftsinhaber an, womit Zeit verloren wird. Wenig empfehlenswert ist es, sich von der Alarmanlage persönlich benachrichtigen zu lassen – einerseits liegen die Geschäfte oft zu weit vom Wohnort. Und andererseits sollte kein Trafikant riskieren, einem möglicherweise bewaffneten Einbrecher gegenüber zu stehen.

Die Kosten für Fehlalarme sind in Österreich nicht einheitlich geregelt. Meist werden zwischen 70 und 100 Euro verlangt. Am Land, wo sich die Beteiligten häufig persönlich kennen, oft auch gar nichts.

Von Wirtschaftskammer und Polizei existiert ein umfangreicher Leitfaden zum Thema Sicherheit.