Interview
Der Schanigarten als Zigarren-Refugium steht auf dem Spiel
Für den steirischen Versicherungsmakler ist die Zigarre mehr als ein Stückchen Freizeit. „Es geht um eine intolerante Verbotskultur“, sieht Mirko Ivanic die immer stärkere Einschränkung durch den „Nanny state“ (etwa: „staatliches Kindermädchen“) als generelle Bedrohung der Individualität. Was man dagegen tun kann, sieht der 61-Jährige nach sechs Jahren Vereinsarbeit realistisch, aber keineswegs kampfmüde.
Trafikanten Zeitung: Herr Ivanic, wie „mächtig“ ist Österreichs Zigarren-Community?
Mirko Ivanic: Weltweit geht man in den Industrieländern von einem Anteil an Zigarrenrauchern von 2 bis 3% der Bevölkerung aus. Österreich hat innerhalb Europas einen überdurchschnittlich großen Anteil an Zigarrengenießern. Dies ist aus den Absatzzahlen der Zigarrenhersteller bekannt – Österreich zählt absolut (also nicht nur im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße!) zu den wichtigsten Märkten in Europa. Zudem gibt es in Österreich eine ausgeprägte Vereinskultur, die auch eine Vielzahl von Zigarrenclubs hervorbringt. Sie sind ein wichtiger Bestandteil bei unserer Tätigkeit. Aber: Mächtig sind wir leider nicht. Obwohl das eigentlich verwundert, da das Tabak-Steueraufkommen beim Erwerb einer Zigarre einen wichtigen Bestandteil der Gesamt-Steuereinnahmen darstellt.
Dennoch droht auf europäischer Ebene neues Ungemach…
Das Thema ist, dass auf europäischer Ebene in den vergangenen Jahren neben ausufernden Regulierungsgesetzen und -vorschriften, auch die Verbotskultur im Vormarsch ist. Rauchverbote im Freien wurde bereits in einigen Staaten (z.B. Kanada) umgesetzt; nun sollen auch europäische Länder folgen. Leider gehört Österreich, mit seiner ausufernden Verwaltung zu den Musterschülern in der Verbotsumsetzung. Bei einer der letzten Nationalratssitzungen wurde „Rauchen in Parks und auf Spielplätzen“, das für einen Menschen mit Hausverstand sowieso kein Thema ist, noch vertagt. Von einem Rauchverbot in Parks ist es aber nur ein kleiner Schritt zum Rauchverbot in Schanigärten. Für viele Trafikanten würde dies vielleicht nicht das Aus, mit großer Wahrscheinlichkeit aber große Einbußen bedeuten.
Sie haben – vor der Nationalratswahl – alle Parteien um Differenzierung zwischen Zigaretten und Zigarren ersucht. Gibt es in der Politik Verständnis dafür?
Das kann man kurz zusammenfassen: Beteuerungen gibt es viele, aber außer den Neos und FPÖ getraut sich niemand von anderen Parteien, auch nach Außen hin aufzutreten. Davon abgesehen wird leider immer noch nicht zwischen Zigarettenrauchern und Zigarrengenießern unterschieden. So sind etwa die Grünen für ein totales Rauchverbot, was auch so auf deren Homepage nachzulesen ist.
Welche Möglichkeiten gibt es da für die nicht gerade üppig dotierte „CRoA“, das Bewusstsein für die Zigarre – langjähriger Teil der österreichischen Genusskultur – zu schaffen?
Auf Grund der eingeschränkten Möglichkeiten handgemachte Zigarren genießen zu können, haben wir nur die Möglichkeit Informationsveranstaltungen im kleinen Rahmen durchzuführen. Der wichtigste Partner wäre der Trafikant, der uns in seinem eigenen Interesse wesentlich unterstützen sollte. Möglichkeiten dafür gibt es. Etwa, indem Trafikanten Zigarrenkunden eine Mitgliedschaft empfehlen und vor allem selbst der „CRoA“ beitreten. Denn mit einer großen Mitgliederanzahl können wir mehr erreichen. Deshalb sollte diese Bewegung mit interessierten Trafikanten ausgebaut werden!
Das heißt, Sie kämpfen weiter?
Ja, unbedingt. Nur das Wort „kämpfen“ ist mir ein wenig zu derb. Wir setzen uns für eine selbstbestimmte Gesellschaft ein, die frei und ohne ausufernde Verbote ihren Alltag gestaltet. In unserem Fall zählt ein genussvoller Zigarren-Smoke dazu, der im optimalen Fall mit einem Getränk kombiniert werden kann.
Danke für das Gespräch!