Pairing
Die irische Sanftheit – ein Whiskey-Traum zur Zigarre?
Beginnen wir die Auftakt-Folge einmal mit dem wichtigsten – der Bezeichnungswahrheit. Denn Whisky mit und ohne „e“ wird Sie durch die Empfehlungen der kommenden Monate begleiten. Diesmal wird es oft der „Whiskey“ sein, denn so schreibt sich die Mehrheit der Abfüllungen aus Irland. Geht es hingegen um die Kategorie generell, hat sich weltweit „Whisky“ eingebürgert. Schall und Rauch sind diese Namen keineswegs, eher ein Symbol: Denn auch bei den Pairing-Tipps wird es stark um Nuancen gehen.
Das beginnt damit, dass der irische Whiskey die Grenzen der politischen Geographie überschreitet. Offiziell versteht man darunter Getreidebrände, die in der Republik Irland im Fass gelagert wurden, ebenso wie solche aus Nordirland alias den „Ulster-Provinzen“. Diese sind bekanntlich ein Teil von Großbritannien – doch im Whiskey ist Irland vereint. Mehr noch, der wichtigsten nordirischen Brennerei „Bushmills“ kommt wesentliche Bedeutung zu. Sie wurde zwar nicht 1608 gegründet, wie oft behauptet wird, aber auch das offizielle Datum der „Bushmills Distillery“ (1784) macht die Brennerei in County Antrim zu einer der ältesten noch produzierenden Whiskybrennereien der Welt. Vor allem hielt man aber in den dunkelsten Stunden der irischen Brenngeschichte, als es nur mehr drei Destillerien auf der gesamten Insel gab, die Produktion aufrecht!
Die späten 1960er Jahre waren ein Tiefpunkt im Land, das sich gerne als Erfinder des Whiskys wähnt. Und „Bushmills“ steht auch für den bekanntesten Stil, nämlich eine Mischung aus „Grain Whiskey“ (Kornbrand aus Mais oder Weizen) mit einem dreifach destillierten Malt Whiskey. Dieser wird in der Regel als „Triple Distilled“ gefüllt, was eine Abweichung vom „nur“ doppelt gebrannten Schnaps darstellt. Diesen praktizieren bekanntlich viele Obstbrenner – als „Raubrand“ und „Feinbrand“ – ebenso wie Schottlands Single Malt-Destillerien.
Wie ein flüssiges „Stollwerck“
Im Ergebnis wird der Whiskey dabei feiner und weicher, was man bei „Bushmills“ mit der Bezeichnung „smooth & mellow“ auch auf den Etiketten unterstreicht. Damit liegt die Grundrichtung für die Zigarrenbegleitung vor, wenn es um den wichtigsten Stil geht – ihm entsprechen auch „Jameson“ oder „Tullamore D.E.W.“. Gemäß der Maxime, ausgewogene Intensitäten von Zigarre und Getränk zu suchen, sind für Irish Blended Whiskeys daher die cremigen Rauch-Noten eines Connecticut Wrappers eine gute Grundlage. Denn dieser Whiskey-Stil ist zwar nicht unbedingt süß, doch sanft, und mit einer an Weichkaramell erinnernden Aromatik versehen. Wenn man so will, stellte der sanfte Ire eine Art flüssige „Werther’s Echte“ bzw. „Stollwerck“ dar, das auch zu kleinen Formaten wie Davidoffs „Primeros“ exzellent passt.
Für besondere Abfüllungen abseits der Basis-Whiskeys darf es bei den Rauchwaren dann aber auch intensiver werden – man denke an Jamesons „Caskmates Stout“ oder Bushmills „14 Year Old“ aus dem Malaga-Fass. Zu letzterem gefällt uns auch schon mal eine Partagás „P 2“. Die Würzigkeit der kubanischen Torpedo wird dann von der Fruchtigkeit des Nordiren praktisch umgarnt.
Rückkehr eines alten Brennstils
Allerdings ist der weltweit beliebteste Stil („Irish Blended Whiskey“) nicht mehr der einzige, der erzeugt wird. Irland erlebt aktuell einen noch nie dagewesenen Boom an Destillerie-Gründungen. Viele internationale Konzerne mischen hier mit und nicht immer wird dabei dreifach gebrannt. Viele sehr junge Whiskeys kommen zudem in rare Fasshölzer, was mehr dem Marketing, als einer konsistenten Geschmackslinie folgt. Hält sich der Zigarrenliebhaber an bewährte Rezepte, sollte man nach einem „Irish Pot Still“ suchen. Er wird aus einer Mischung von mindestens 30% gemälzter und 30% ungemälzter Gerste in Kupferbrennblasen gebrannt. Dazu kommt traditionell ein weiteres Getreide (klassisch: Hafer). Auch eine bewusste Mitnahme der schweren Destillate knapp vor dem „Nachlauf“ trägt zu reicher Aromatik bei. Das ist der eigentliche irische Stil, der wie vieles aus purem Protest gegen die Engländer bzw. ihre Besteuerung von Malz entstand. Herausragender Vertreter ist die in Midleton (County Cork) erzeugte Marke „Redbreast“.
Zum schwereren und vollmundigen Whiskey-Stil sind es die kräftigeren Formate aus der Dominikanischen Republik, die dank des Sherry-Fass-Anteils von „Redbreast“ punkten können: Gurkhas „Cellar Reserve“, aber auch eine VegaFina „VF 1998“ wären hier gut Partner. Ein ganz besonderes Match liefert auch die intensive Ashton „Sorcerer“ (Sun Grown-Deckblatt) mit der ebenfalls noch komplexeren Redbreast-Variante „Edition Lustau“. Da trifft dann Schokolade und Nuss auf Marzipan und Dörrobst!
Wie es um die anderen „Whisky-Nationen“ steht, lesen Sie dann in den weiteren Folgen der „Trafikantenzeitung“. Denn auch Bourbon oder japanischer Single Malt haben ihre speziellen Lieblinge in der Welt der handgerollten Zigarren. Davon mehr demnächst!