Pairing

„Rum-machen“ mit der Zigarre – eine gute Idee!

Zigarren
18.09.2023

Unter allen möglichen Spirituosen-„Pairings“ ist der Rum der Platzhirsch. Was in der Karibik gelernt wurde, funktioniert auch hierzulande – sofern man ein paar Grundregeln beherzigt
Pairing

Die Basics zur idealen Zigarrenbegleitung wurden bereits in der vorigen Ausgabe der Trafikantenzeitung (8/2023) vorgestellt, etwa die aromatische Dreiteilung der erst „warm“ werdenden Rauchwaren. Diesmal soll der Idealbegleiter der handgerollten Zigarre im Fokus stehen: Rum. Denn es hat seinen Grund, dass man die beiden mittelamerikanischen Genussprodukte oftmals gemeinsam findet. Rum und Zigarre haben auch in der Herstellung viel gemeinsam, wenn man an die Fermentation von Zuckerrohr und Tabak denkt. Damit soll allerdings keine „Generalabsolution“ ausgesprochen sein: Nicht jeder Rum passt zur Zigarre!
Hierzulande denkt man für das fast schon Klischee gewordene Pairing in der Regel an einen „sipping rum“ – also süßen Rum des sogenannten „spanischen Stils“. Gegenüber den trockenen Varianten wie einem französischen Rhum agricole oder vom „dunder“ (einem Heferückstand) geprägten Jamaika-Rum hat diese Aromatik einen Vorteil, der sich in Gramm pro Liter messen lässt. Es ist der zugesetzte (!) Zucker, der für Geschmeidigkeit am Gaumen sorgt. Zumindest, wenn es um das Ausgleichen der Bitternoten von Zigarren geht. Bis zu 20 Gramm „Dosage“ pro Liter sind in der EU zulässig. Alles darüber heißt seit der Novelle 2021 „spirit drink“ (gerne mit dem Zusatz „based on (premium/selected) rum“. Wer also gerne süß trinkt, sollte diese kraft Gesetz nicht mehr als „Rum“ deklarierten Varianten wählen.

Europa trinkt lieber anders

In den meisten Herstellerländern von Zigarren und Rum allerdings favorisiert man den weißen, also ungelagerten Rum – entweder pur oder in Cocktails. Der nur kurz im Fass harmonisierte und entfärbte „Blanco“ bringt in der Regel aber zu wenig schmeichelnde Noten für Zigarrenfreunde mit. Gleiches gilt für betont trockene Rum-Stile (aus Barbados, Guyana, Jamaica) mit Fassreife. Sie haben ihren großen Auftritt aber im Mittelteil einer Zigarre. Dort stützen die an Südfrüchte, Nüsse und Kakao erinnernden Aromen die Aromenfülle der Zigarre schön ab, ohne in Widerstreit mit ihnen zu stehen.
Wer seinen weißen Rum aber liebt, sollte es mit Cocktails versuchen. Sofern keine Minze oder Limettensäure im Übermaß im Spiel ist, lässt sich das „karibische Rezept“ auch hierzulande nachmachen. Gerne auch in einer Variante, die in den 1930er- bis 1950er-Jahren ihre Blütezeit hatte: „Tiki“ hieß die Cocktail-Mode, die für exotische Säfte und Liköre stand und mit Namen wie „Trader Vic“ oder „Don the Beachcomber“ verbunden wird. Die Basis ihrer (zu süßen) Drinks war meist ein Rum-Blend, also eine Mischung aus mehreren Rum-Stilen. Das nachzuahmen und sich seinen eigenen Mix aus mehreren Rums zu kreieren, der ideal zur Zigarre passt, ist eine Aufgabe, die schon am Weg zum perfekten Getränk Spaß macht.

Lieblinge der Profis des Mischens

Ein gute Rezeptur, wenn es um schokoladig-süße „Begleitmusik“ zum Rauchen geht, wäre auch ein „Rum Manhattan“, also der Mix von gereiftem Rum mit rotem Wermut. Er gibt auch gleich ein Stichwort in Sachen idealer Pairings. Denn den Geschmack mehrerer Produkte zu vereinen stellt das „tägliche Brot“ für Bartender dar. Als persönliches Genusserlebnis schätzen etliche von Österreichs Spitzenleuten dieses Metiers eine Zigarre nach Feierabend – und so stammen auch einige der besten „Pairing“-Tipps von den Mixologen des Landes. 
„Vanille- und Kaffee-Aromen sind klassisch für Tabak, aber auch Rum“, liefert etwa Philipp M. Ernst („Josef Bar“/Wien) sensorische Nachhilfe. Seine Lieblingskombination stellt eine kräftigere Toro Gordo aus Nicaragua – La Aroma del Caribes „Mi Amor Valentino“ – zum Bermuda-Rum „Goslings Family Reserve“ dar. Vor allem die Kaffee-Aromen in beiden Produkten stellen für Einsteiger einen guten Anknüpfungspunkt für die Harmonie von Rum und Zigarre dar. „Espresso-Noten mit Süßholz und Vanille“ attestiert etwa Andreas Portz („Sacher“/Salzburg) der Balmoral „Añejo XO Oscuro Rothschild Masivo“. Als Begleiter zu diesen sanfteren Noten rät er zu einem Rum, der kräftig, aber eher trocken ausfällt: „El Dorado 12 years“ stammt aus Guyana und zählt somit zum britischen, nicht gesüßten Rum-Stil. 
Und für kubanische Zigarren? Da hat Wiens Bar-Doyen Erich Wassicek („Halbestadt“/Wien) einen Cocktail parat, der einfach zu machen ist, aber es auch mit kräftigen Puros wie einer Cohiba Siglo VI aufnimmt: Der „Canchánchara“ kombiniert Rum mit etwas Limettensaft und „runny honey“. Letzterer stellt in heißem Wasser aufgelösten Honig (zwei Teile Honig, ein Teil Wasser) dar. Als eine Art „Daiquiri“ mit Honig statt Zucker wird der „Canchánchara“ bei der Zubereitung gerührt, nicht geschüttelt. Das empfohlene Verhältnis wären 5 cl Rum, 2,5 cl Limette und 1,5 cl Honigwasser – dann passt auch das Mundgefühl dieses perfekten Zigarrenbegleiters aus Kuba!